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Die 8 Existenzformen, in die wir hineingeboren werden können Der Buddha sagt: „Geburt ist Leiden“.
- “Geburt” in der Buddha-Lehre bedeutet das Aufflammen der Illusion von "Ich" und "Mein". - Dies erzeugt Leiden (Dukkha)
Diese Kernaussage gilt es nun etwas feiner zu betrachten: Leiden muß nicht automatisch, sobald das „Ich“ wiedergeboren wird,
entstehen. Es entsteht nur, wenn diese Wiedergeburt gleichzeitig an Unachtsamkeit in all ihren Erscheinungsformen gebunden ist: Verblendung, Sorglosigkeit, Unkonzentriertheit usw.
Ein Beispiel: Wenn jemand
(unachtsam) sagt: „Ich bin stark“ und dieser seiner Idee von „Ich bin...“ in Gier oder Verblendung anhaftet, dann wird er - in seiner Ich-Vorstellung gefangen - Unrechtes tun und Leiden erzeugen. Wenn er aber
sagt „Ich bin stark“, und er ist sich gleichzeitig in vollkommener Klarheit bewußt, daß er gerade eine bestimmte Ich-Idee erzeugt, dann ist dieser Satz nicht aus Ich-Illusion entstanden. Das ist dann im Sinne der
Buddha-Lehre keine Geburt, sondern illusionsfreie Bewußtheit aus einem klaren Geist.
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Jede Geburt erzeugt Leiden. Und die Art des Leidens hängt direkt mit der Art der Geburt zusammen: Ist zum
Beispiel ein armer Mensch gefangen in der falschen Ich-Vorstellung „Ich bin arm“ und diese Ich-Vorstellung entsteht aus Täuschung, Unbewußtheit oder Dummheit - vielleicht weil er sich nur seiner materiellen Armut,
nicht aber seines inneren Reichtums bewußt ist - dann ist das eine Geburt/Wiedergeburt als armer Mensch. Sie wird das Leiden eines armen Menschen erzeugen und Glück verhindern. Es ist eine Geburt aus Täuschung und in der
Symbolsprache der acht Existenzformen eine „Geburt als Tier“. (s. u.) Ist hingegen „Ich bin arm“ eine reflektiert bewußte Zustandsbeschreibung, dann ist das keine Geburt, daraus entsteht kein Leiden, und
der Zustand des Armseins wird Glück nicht ausschließen.
Hass, Gier und Verblendung - Wenn das “Ich” etwas, was es haben will, nicht bekommt, nimmt es die Gestalt von Hass oder Ärgers an („dosa“).
- Wann immer die falsche „Ich“-Vorstellung auftaucht und etwas haben, sein oder werden will, ist das eine Geburt in der Form von Gier („lobha“). - Ist das „Ich“ verwirrt,
getäuscht oder in Dummheit gefangen, dann ist das eine Geburt in der Form der Verblendung („moha“). (*) Empf. Lektüre -----------> s. u.
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So ist es wichtig, sich bei der Betrachtung dieser acht Daseinszustände des richtigen Sprachgebrauchs bewußt zu
sein: In einen der acht Zustände “hineingeboren zu werden”, bedeutet nicht (wie es in der alltagssprachlichen Bedeutung so gerne missverstanden wird), als irgendein Tier oder Dämon,
in der Hölle oder als ein Gott aus dem Leib eines Mutterwesens geboren zu werden. Geburt /Wiedergeburt
beschreibt in der psychologischen Symbolsprache des Dhamma die Art und Qualität der Selbsttäuschung, der wir erlegen sind. Auch “als Mensch” geboren zu werden, bedeutet also in diesem Zusammenhang nicht, aus dem Leib einer Mutter als Baby aus Fleisch und Blut auf die Welt
gekommen zu sein, sondern es heißt, der Anhaftung an der Ich-Illusion “in der Qualität des Menschseins” erlegen zu sein. Natürlich hat auch diese Geburt im psychologischen Sprachgebrauch eine Mutter. Genau
genommen sind es sogar gleich drei Mütter, die uns in einen dieser acht Zustände “hineingebären”, nämlich Haß, Gier und Verblendung. (*) -----------> s. u.
Die nachfolgende
Tabelle beschreibt in der rechten Spalte diese Qualitäten der jeweiligen acht Existenz-Zustände:
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Alle acht Daseinszustände im Überblick:
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Symbol / Bezeichnung des Zustandes
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Bedeutung, Merkmal (Stichwort)
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Vier Duggati-Zustände
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Geburt in der „Hölle“ („Der abwärtsführende Weg“) (Niraya-loko) ... Die Daseinsform des
”Niraya”.
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Quälende Sorge, eventuell als Folge von Karma, Angstbesetztheit, Leiden durch Hitze (des Geistes)
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Geburt als „Tier“ (Tiracchana-loko) Die Daseinsform des ”Tiracchāna”.
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Täuschung, Verblendung („Moha“) Dummheit
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Geburt im „Geister-/Gespenster-Reich“ (Peta-loko) Die Daseinsform des „Peta“
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Geistiger Hunger, Gier
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Geburt im „Dämonenreich“ (Asura-loko) Die Daseinsform des „Asura
“ (a-sura = nicht mutig)
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Furcht, Schüchternheit, Verzagtheit
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Geburt in der Welt der Menschen (Manussa-loko) Die Daseinsform des „Manussa“
(Manussa = Mensch)
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Mühsal, Angestrengtheit in der Ambivalenz zwischen Freude und Leid.
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Drei Sugati-Zustände
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Geburt als „Gott der Sinnenfreude“ Dies ist Kamavacara citta, die Ebene des sinnlichen (
Kama-bhami-)Bewußtseins
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Überfluss der Sinnesfreuden, frei von Mühsal
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Geburt als „verkörperter Brahma“ (rupabrahma) Dieser Geisteszustand ist Rupavacara citta, auf der
Ebene des körperlichen (Rupa-jhana-)Bewußtseins.
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Erkennt sinnliches Vergnügen als geistige Verschmutzung und strebt nach geistiger Reinheit. Es gibt keine
Bindung an Materielles mehr.
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Geburt als „körperloser Brahma“ (arupabrahma) Dieser Geisteszustand ist Arupavacara citta, auf der
Ebene des unkörperlichen (Arupa-jhana-)Bewußtseins.
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Überwindung der Körperlichkeit
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Die Bewußtseins-Ebene des Lokuttara citta ...
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...erreicht Nibbana.
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Auf der folgenden Seite werden diese acht Existenzformen im Detail beschrieben:
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(*) Bei der kaum
überschaubaren Vielzahl an Meinungen zum Thema “Geburt und Wiedergeburt im Buddhismus” ist folgender Hinweis angebracht: Die hier beschriebenen Zusammenhänge decken sich teilweise nicht
mit den Meinungen diverser (insbesondere tibetischer) Sekten, die mehr als tausend Jahre nach dem Buddha entstanden sind und sich heute gr0ßer Popularität und Prominenz erfreuen. Sie
beziehen sich vielmehr auf die ursprüngliche Lehre und sind im Wesentlichen Ajahn Buddhadasa
zuzuschreiben. Er war der große Reformator der buddhistischen Lehre in unserer Zeit, der den Dhamma von esoterischen Irrungen bereinigt hat.
(*) Empfehlenswerte Lektüre: Dosa (Hass) Lobha (Gier) Moha (Verblendung)
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Ergänzende Zusammenfassung: Geburt - Leiden - Leere - Nirvana ------------------------>
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(file “PDF 02”)
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Nirvana (Nibbana) Geburt Wiedergeburt "als Tier" Die 8 Daseinsformen
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